Praktikum am "Maison de la tour" in Irigny

Da saß ich nun. In wenigen Wochen würden meine letzten Prüfungen vorbei sein und ich damit einen Hochschulabschluss in der Tasche haben. Aber was dann?

 ...so oder so ähnlich fühlte ich mich, als ich im August 2010 meine Eltern in Gochsheim besuchte. Während dieser Zeit traf ich Karin Leubner. Wir unterhielten uns über Frankreich und Lyon und sie erwähnte, dass im Zuge der Partnerschaft zwischen Gochsheim und Irigny immer Praktikanten gesucht werden und sie gerne meine Telefonnummer und Daten weitergäbe. Gesagt, getan und einige Wochen später bekam ich einen Anruf von Helmut Siefritz.

 

Am Telefon besprachen wir, in welchen Bereichen ich ein Praktikum absolvieren könnte (ich wollte nicht an eine Schule und lieber, soweit sprachlich möglich, in den Bereich Öffentlichkeitsarbeit), wie gut mein Französisch ist (fünf Jahre in der Schule und mit Hilfe von französischen Freunden wieder gut aufgefrischt, aber natürlich wollte ich auch gerade nach Frankreich um meine Sprachkenntnisse zu verbessern) und ob ich bereits wegen der Unterkunft jemanden in Irigny oder Lyon kannte (mein Freund wohnt in Lyon, was somit kein Problem war). Im Anschluss daran schrieb ich eine Bewerbung auf französisch, füllte das von der Partnerschaft vorbereitete Formular zur Bewerbung für ein Praktikum in Irigny aus, schickte alles per Email an Herrn Siefritz, und dann hieß es warten.

 

Drei Wochen später bekam ich die erhoffte Email mit einem Praktikumsangebot des gemeinnützigen Vereins « Maison de la Tour », der in Irigny, ähnlich der Volkshochschule in Deutschland, verschiedene Kurse wie Tanz, Töpfern oder Weinproben, aber beispielweise auch die Betreuung von Kindern in den Ferien und Ausflüge mit Jugendlichen und Familien anbietet. Außerdem beteiligt sich der Verein an der Organisation und Durchführung von größeren Veranstaltungen im Ort. Nach einigen Telefonaten und Emails, um die letzten Details zu klären (dass ich beispielsweise aus Versicherungsgründen nicht den Status eines ‘stagiaires’ haben konnte, da ich kein von der Uni vorgeschriebenes Praktikum absolvierte, sondern nur ‘bénévole’ war und meine eigene Haftpflichtversicherung vorlegen musste), ging es Anfang November endlich nach Lyon bzw. Irigny.

 

Von Lyon aus ist man mit dem Bus in ca. 30min im Zentrum Irignys und damit direkt vor dem « Maison de la Tour ». Für mich, die durch ihr Studium in Berlin weite Entfernungen gewöhnt ist, hörte sich das nach einem bequemen Arbeitsweg an. Dabei dachte ich jedoch nicht an Staus, Umleitungen, geplatzte Reifen und Schnee, der den ganzen Busverkehr lahmlegte und somit meinen Arbeitsweg verlängerte oder an zwei Tagen gar unmöglich machte. Aber glücklicherweise hatten alle Verständnis für meine Probleme mit den öffentlichen Bussen und waren sowieso der Meinung, dass ich jeden Tag eine unglaublich große Strecke zurücklegen würde. Allerdings nahm ich diese Entfernung gerne in Kauf, um an den Abenden und Wochenenden gemeinsam mit meinem Freund und anderen Bekannten von der schönen Stadt Lyon zu profitieren.

 

Da Emmanuelle, die für mich zuständige Mitarbeiterin, an den ersten beiden Praktikumstagen noch auf einer Schulung war, verbrachte ich diese bei der Ferienbetreuung der 6 bis 10 Jährigen und hatte dort das Vergnügen meine Französischkenntnisse an nuschelnden Kindern auszutesten und zahlreiche Spiele kennenzulernen. Meine Hauptaufgabe in den kommenden Wochen bestand dann in der Gestaltung der Poster, Flyer und Programmhefte der Veranstaltungen und Aktionen der nächsten Monate, wie der « Fête de Lumière », dem Jazztanzfestival « Tremplin Jazz » und dem Carnaval 2011. Dabei hatte ich die Möglichkeit tausende von Fotos des Vereins durchzusehen, meine bereits vorhandenen Kenntnisse des Programms InDesign an Emmanuelle weiterzugeben und selbst zu vertiefen sowie endlich einmal mit Photoshop zu arbeiten. Natürlich war ich dann auch bei den Veranstaltungen selbst vor Ort, half beim Auf- und Abbau, schminkte zahlreiche kleine Tänzer und verkaufte Süßigkeiten und Tee. Neben diesen Projekten unterstützte ich die alltäglichen Bürotätigkeiten und half bei der Hausaufgabenbetreuung aus.

 

Durch die unterschiedlichen Bereiche lernte ich langsam alle Mitarbeiter des « Maison de la Tour » kennen. Die ganze Mannschaft ist noch recht jung und nahm mich herzlichst in ihre Reihen auf. Bis heute habe ich noch Kontakt zu einigen und wir treffen uns, wenn ich ein paar Tage in Lyon bin. So kann ich sagen, dass ich durch das Praktikum nicht nur wie geplant, mehr Zeit hatte mir über meine beruftliche Zukunft Gedanken zu machen, mehr Vertrauen in meine Französischkenntnisse aufgebaut habe, nun einen schicken Auslandsaufenthalt in meinem Lebenslauf und professionelle Erfahrungen im Bereich Kommunikation sammelte, sondern auch, dass ich neue Freunde gefunden habe, mit denen ich hoffentlich noch länger und nicht nur über Facebook Kontakt haben werde.

 

Mariette Fink

Offizielles Poster zum Carnaval d'Irigny 2011 (kreiert von Mariette)